Prometheus‘ neues Feuer

Künstliche Intelligenz: Segen oder Fluch

Da waren mehrere Jahrzehnte Erfahrung in der Forschung zu künstlicher Intelligenz zu Gast bei uns im Gemeindehaus. Und man spürte es Matthias Kaiser von Anfang an ab, wie er ringt: Einerseits die Faszination für die Möglichkeiten der neuen Technologie. Auf der anderen Seite das Wissen, dass es schwer wird, diese neue Technologie in Zukunft einer Kontrolle zu unterwerfen. Machen wir uns mit der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz selbst dumm? Und wird es uns gelingen, sie aus ethischer, moralischer und energiepolitischer Sicht sinnvoll zu nutzen? Das stand als Frage am Ende im Raum.

Aber der Reihe nach. Matthias Kaiser erzählte zunächst über die Entwicklung der KI. Von den Anfängen als Expertensystem, das Fakten verarbeitet und Regeln befolgt (Schachcomputer z. B.). Von der Stufe des Algorithmus, in dem neuronale Netze durch Verknüpfung von Informationen lernen können. Und von der generativen KI, die selbstständig neue Lösungen für ihr gestellte Probleme findet.

Die Potenziale liegen auf der Hand: In der Radiologie zum Beispiel kann die KI genauere Diagnosen erstellen, ChatGPT, das inzwischen in aller Munde ist, erstellt Texte in rasender Geschwindigkeit und hervorragender Qualität, Roboter werden in der industriellen Produktion bereits eingesetzt, in der Verbrechensbekämpfung ist der Gesichtsabgleich per Kamera bereits möglich.

Die möglichen Nachteile liegen allerdings liegen auch auf der Hand. Wer will durch eine KI-gestützte Diagnosen und Prognosen letztlich von seiner Krankenkasse nach Krankheitsanfälligkeit bewertet und dann auch zur Kasse gebeten werden? Wo sind die Arbeitsplätze für Menschen, die durch KI-gelenkte Roboter ersetzt werden? Möchten wir wirklich eine KI, die neuartige Viren ohne größeren Aufwand erzeugen kann? Und vor allem: Wem dient das? Der Menschheit? Oder doch eher den großen Konzernen, die sich den immensen Energieaufwand für KI leisten können, um ihre Profite zu maximieren? Oder gar dem Militär, das Kriegsführung zwar immer smarter macht, aber keinerlei ethische Entscheidungsgrundlagen in seine Roboter und KI-gestützte Waffen einpflanzen kann?

Matthias Kaiser sieht darum auch das geplante Gesetzeswerk zur Kontrolle von KI in der EU als richtigen Ansatz. Aber es geht an der Wirklichkeit vorbei: Die Entwicklung in der KI schreitet so schnell voran, dass Gesetze dem nicht folgen können. Und wer in Europa eingeschränkt wird in seinem Handeln, der wird in den USA oder China mit Kusshand aufgenommen, um seine Forschungen und Entwicklungen weiterzutreiben.

Und, fragt er, wollen wir uns unser Denken tatsächlich durch Maschinen abnehmen lassen? Verwittert es dadurch nicht über die Jahrzehnte, weil das Gehirn nicht mehr gefordert wird?

Dieser Abend machte klar: Die Menschheit muss darauf achten, dass sie die Entwicklung der künstlichen Intelligenz unter Kontrolle behält. Denn selbst lernende Maschinen werden es irgendwann auch schaffen, sich selbst weitgehend autark und damit beinahe unangreifbar zu machen.

How Dare You? Was hat Fridays For Future erreicht und wie geht es weiter?

Ausnahmsweise in die Aula des Gymnasiums Walldorf hatte Punktsieben am 14. April geladen. Die 21.-Jährige Studentin und Aktivistin Paula Kanzleiter berichtete von ihren eigenen Anfängen bei Fridays for Future und warum sie auch nach 5 Jahren immer noch voller Begeisterung engagiert ist. Ausgehend von der Frage, wie eine lebenswerte Umwelt erhalten werden kann, erläuterte sie nüchtern die naturwissenschaftlichen Fakten des menschengemachten Klimawandel, die weltweiten Folgen des Temperaturanstiegs und „unseren“ Beitrag an dieser Entwicklung. Sie stellte aber auch klar, dass aus Sicht von Fridays for Future, der Kampf um das Klima immer auch ein Kampf um Gerechtigkeit darstellt. Denn nicht nur in den Industrienationen, leiden besonders die Armen und Kranken unter den Folgen der globalen Erwärmung, auch global setzt sich dies fort. So sind insbesondere die wirtschaftlich schwächeren Länder der südlichen Hemisphäre Folgen des Klimawandels betroffen sind. Innere Verteilungskämpfe, kriegerische Auseinandersetzungen und Fluchtbewegungen sind die traurige, aber logische Konsequenz. Der Referintin war es wichtig, dass es Fridays for Future nicht um Verbote oder konkrete politische Maßnahmen gehe. Vielmehr stehe die Aufklärung und Beteiligung der Menschen im Fokus, die sich dann auch auf den politischen Willensbildungsprozess auswirken. Diesen Weg wird Fridays for Future, da ist sie sicher auch in Zukunft weitergehen.