Tump vs Harris - die USA und ihre Verbündeten am Scheideweg

Wie stark das Interesse an der US-Präsidentschaftswahl ist, ließ sich am 3. November bei der PunktSieben-Veranstaltung "Tump vs Harris - die USA und ihre Verbündeten am Scheideweg” an den voll besetzten Reihen im Gemeindehaus ablesen. Gebannt folgten die Besucherinnen und Besucher dem Vortrag von Dr. Martin Thunert von Heidelberger Center for American Studies. Dieser blickte zunächst zurück, auf die Besonderheiten des zurückliegenden Wahlkampfs mit dem überraschenden Comeback des Wahlverlierers Trumps, dem Wechsel von Biden zu Harris bis hin zur Unterstützung namhafter Republikaner für Harris und bekannter Demokraten für Trump. Anschließend beleuchtete der Referent die jeweiligen Stärken und Schwächen der beiden Kandidierenden mit Blick auf die entscheidenden Wählergruppen und die wahlentscheidenden Wahlkampfthemen "Wirtschaft und Inflation" sowie "Illegale Einwanderung". Immer wieder verwies Thunert dabei auf US-spezifische Details und verwies auch in der späteren Fragerunde darauf, dass man Entwicklungen in den USA - wie den Trumpismus - aus seiner Sicht nicht so einfach auf populistische oder extremistische Bewegungen in Deutschland übertragen könne. Die Auswirkungen der kommenden Wahl auf die europäische und deutsche Wirtschaft sowie unsere Sicherheitsarchitektur bildeten den Abschluss des Vortrags. Ökonomisch würde der isolationistische Kurs Trumps („Zölle, Zölle, Zölle“) Deutschland hart treffen, zumal er den deutschen Handelsbilanzüberschuss immer wieder aufs schärfste attackiert. Aber auch mit eine Präsidentin Harris werde -trotz Bekenntnis zum Freihandel- die Industriepolitik Bidens fortführen und damit den Wirtschaftstandort Deutschland herausfordern. Am schnellsten dürften die unterschiedlichsten Politikansätze aber in der Sicherheitspolitik spürbar werden, wobei sich niemand täuschen solle, auch Harris und die Politikergeneration im Senat seien keine typischen Transatlantiker mehr. Eine Prognose über das Ergebnis wollte Thunert am Ende nicht abgeben, zu eng und widersprüchlich seien die Umfragen, zu häufig hätten sich Experten -auch er selbst- mit ihren Vorhersagen schon getäuscht. Aber eins ist klar - wer auch immer die Wahl gewinnt, für Deutschland wird durch die nächste US-Päsidentin oder den nächsten US-Präsident vor neue Herausforderungen gestellt.

Prometheus‘ neues Feuer

Künstliche Intelligenz: Segen oder Fluch

Da waren mehrere Jahrzehnte Erfahrung in der Forschung zu künstlicher Intelligenz zu Gast bei uns im Gemeindehaus. Und man spürte es Matthias Kaiser von Anfang an ab, wie er ringt: Einerseits die Faszination für die Möglichkeiten der neuen Technologie. Auf der anderen Seite das Wissen, dass es schwer wird, diese neue Technologie in Zukunft einer Kontrolle zu unterwerfen. Machen wir uns mit der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz selbst dumm? Und wird es uns gelingen, sie aus ethischer, moralischer und energiepolitischer Sicht sinnvoll zu nutzen? Das stand als Frage am Ende im Raum.

Aber der Reihe nach. Matthias Kaiser erzählte zunächst über die Entwicklung der KI. Von den Anfängen als Expertensystem, das Fakten verarbeitet und Regeln befolgt (Schachcomputer z. B.). Von der Stufe des Algorithmus, in dem neuronale Netze durch Verknüpfung von Informationen lernen können. Und von der generativen KI, die selbstständig neue Lösungen für ihr gestellte Probleme findet.

Die Potenziale liegen auf der Hand: In der Radiologie zum Beispiel kann die KI genauere Diagnosen erstellen, ChatGPT, das inzwischen in aller Munde ist, erstellt Texte in rasender Geschwindigkeit und hervorragender Qualität, Roboter werden in der industriellen Produktion bereits eingesetzt, in der Verbrechensbekämpfung ist der Gesichtsabgleich per Kamera bereits möglich.

Die möglichen Nachteile liegen allerdings liegen auch auf der Hand. Wer will durch eine KI-gestützte Diagnosen und Prognosen letztlich von seiner Krankenkasse nach Krankheitsanfälligkeit bewertet und dann auch zur Kasse gebeten werden? Wo sind die Arbeitsplätze für Menschen, die durch KI-gelenkte Roboter ersetzt werden? Möchten wir wirklich eine KI, die neuartige Viren ohne größeren Aufwand erzeugen kann? Und vor allem: Wem dient das? Der Menschheit? Oder doch eher den großen Konzernen, die sich den immensen Energieaufwand für KI leisten können, um ihre Profite zu maximieren? Oder gar dem Militär, das Kriegsführung zwar immer smarter macht, aber keinerlei ethische Entscheidungsgrundlagen in seine Roboter und KI-gestützte Waffen einpflanzen kann?

Matthias Kaiser sieht darum auch das geplante Gesetzeswerk zur Kontrolle von KI in der EU als richtigen Ansatz. Aber es geht an der Wirklichkeit vorbei: Die Entwicklung in der KI schreitet so schnell voran, dass Gesetze dem nicht folgen können. Und wer in Europa eingeschränkt wird in seinem Handeln, der wird in den USA oder China mit Kusshand aufgenommen, um seine Forschungen und Entwicklungen weiterzutreiben.

Und, fragt er, wollen wir uns unser Denken tatsächlich durch Maschinen abnehmen lassen? Verwittert es dadurch nicht über die Jahrzehnte, weil das Gehirn nicht mehr gefordert wird?

Dieser Abend machte klar: Die Menschheit muss darauf achten, dass sie die Entwicklung der künstlichen Intelligenz unter Kontrolle behält. Denn selbst lernende Maschinen werden es irgendwann auch schaffen, sich selbst weitgehend autark und damit beinahe unangreifbar zu machen.